Link zur Seite versenden   Druckansicht öffnen
 

Presse 2010

 

50.000 KUNDE

Das muss gefeiert werden :-)

 

Nach genau 1 1/2 Jahren konnte der Dorfladen Leiberstung seinen 50.000. Kunden feiern. Ein toller Erfolg. Auch Michael Wolf aus Leiberstung war sichtlich überrascht, als ihn der Aufsichtsratsvorsitzende Alexander Naber als den Jubiläumskunde begrüßte.

 

 

Aktivitäten 2010

Etliche freiwillige Helfer waren am Freitag und Samstag (5./6.11.2010) beim Dorfladen in Aktion. Um künftig eine geordnete Parkplatzsituation gestalten zu können wurde die Bordsteinkante abgesenkt und hinter dem Gehweg wasserdurchlässige Steine verlegt.

 

vom 3.4.2010

Leiberstung zieht Dorfladen-Bilanz

Sinzheim-Leiberstung (red). Die Genossenschaft "Unser Dorfladen Leiberstung" hält am Donnerstag, 15. April, ihre Jahreshaupt- versammlung ab. Sie beginnt um 19.30 Uhr im "Alten Bürgersaal".

Auf der Tagesordnung stehen der Geschäftsbericht des Vorstands und die Vorlage des Jahresabschlusses, ein Bericht über den Ladenbetrieb, der Bericht des Aufsichtsrates, die Feststellung des Jahresabschlusses und ein Beschluss über die Verwendung des Jahresergebnisses. Dazu kommt die Entlastung von Vorstand und Aufsichtsrat.


vom 17.4.2010

Dorfladen will schon in diesem Jahr schwarze Zahlen schreiben
Die Jahreshauptversammlung zieht nach einem Jahr eine positive Bilanz / Die Genossenschaft will noch weitere Mitglieder

Von unserer Mitarbeiterin Stephanie Kopf

Sinzheim-Leiberstung. "Diese Entwicklung wäre ohne den Einsatz aller nicht möglich gewesen", mit diesen Worten lobte Alexander Naber, Aufsichtsratsvorsitzender der Leiberstunger Dorfladengenossenschaft, die erste Jahresbilanz des Bürgerprojekts.

Vor einem Jahr hatte der Leiberstunger Dorfladen seine Pforten geöffnet und die Zahlen, die er seither erwirtschaftet hat, können sich sehen lassen: Bereits im Dezember 2009 wurde der 20 000. Kunde gezählt und im Schnitt machte die Kasse pro Monat 15 000 Euro Umsatz. Im Dezember klingelte im Rahmen des Weihnachtsgeschäfts die Kasse am lautesten und im September herrschte wegen der Urlaubszeit die größte Flaute im Jahr, war von Vorstand Karlheinz Röll zu erfahren. Am meisten werden im Dorfladen Backwaren, Fleisch, Wurst, Obst und Gemüse gekauft. Durch Qualitätsverbesserung und Sortimentserweiterung habe man das Angebot für die Kunden noch attraktiver gemacht. Deshalb war man zum Entschluss gekommen, zwei Jahre früher als geplant eine Kühlzelle anzuschaffen. Wäre dieser Kauf nicht gewesen, so Vorstand Peter Günther, hätte man das Jahr 2009 mit einem Plus abschließen können.

So kam es jedoch zu einem Minus von 1897,37 Euro "Wir können zufrieden sein mit dem, was wir erreicht haben", bilanzierte Günther nicht ohne Stolz. In nächster Zeit muss die Bürgergenossenschaft keine größeren Investitionen tätigen, war zu hören, und man gehe davon aus, dass man dieses Jahr mit schwarzen Zahlen abschließen kann. Denn die Bilanz des ersten Vierteljahres lässt schon Gutes vermuten: Der März lockte fast 3000 Kunden in den Dorfladen und bescherte rund 19 000 Euro Umsatz.

Die Nahversorgung ist gesichert

Und auch die sozialen Komponenten dieses Ladens wurden aufgezählt: Die Nahversorgung ist gesichert, er ist ein Treffpunkt für Generationen, es wurden sieben Teilzeitarbeitsplätze geschaffen und ehrenamtliches Engagement wird gefördert. Derzeit gehören der Genossenschaft 191 Mitglieder an, die insgesamt 695 Anteile innehaben. Hier wünscht sich die Vorstandschaft noch eine Steigerung auf mindestens 200 Mitglieder und 800 Anteile. "Unser Patenkind hat nicht nur die Geburt und das Krabbelalter überstanden, sondern kann inzwischen schon richtig gut laufen", sagte Martin Ritter, der im Namen der Volksbank Baden-Baden/Rastatt zu Gast war und das Wirtschaftsergebnis des Dorfladens genau unter die Lupe genommen hatte. "Hut ab für Ihren Einsatz", lobte er und empfahl der Versammlung die Entlastung des Aufsichtsrats und der Vorstandschaft. für die die Versammlung einstimmig votierte.

Das Dorfladenprojekt hat schon etliche Neugierige angelockt: Der SWR drehte eine Dokumentation und auch die Ortschaftsräte aus Neusatz und Eisental statteten dem Dorfladen einen Besuch ab. Auch für dieses Jahr hat sich das Dorfladenteam viel vorgenommen: Es soll ein Werbeflyer gedruckt und das Sortiment weiter ausgebaut werden. "Und mit dem 50 000. Kunden rechnen wir schon im November", verkündete Karlheinz Röll schmunzelnd.

vom 8.4.2010

Versammlung der Genossenschaft

Sinzheim (red) - Die Genossenschaft "Unser Dorfladen Leiberstung" lädt alle Mitglieder zur Jahresversammlung am Donnerstag, 15.April, 19.30 Uhr, in den "Alten Bürgersaal" in Leiberstung ein. Auf der Tagesordnung stehen unter anderem Berichte und die Entlastung des Vorstands und des Aufsichtsrats, die Feststellung des Jahresabschlusses und der Beschluss über die Verwendung des Jahresergebnisses.

vom 17.4.2010

Leiberstung: Sehr gute Bilanz des Dorfladens
Großes Interesse an Jahresversammlung

Sinzheim (ahu) - Vor einem Jahr ist "Unser Dorfladen Leiberstung" als Genossenschaft gegründet worden und hat inzwischen alle Voraussetzungen zum Erfolgsmodell. Die Besucherresonanz bei der ersten Jahresversammlung im "Alten Bürgersaal" spiegelte das große Interesse der Bevölkerung wider, der Saal war voll besetzt. Leiberstungs Ortsvorsteher Alexander Naber freute sich in seiner Eigenschaft als Vorsitzender des Aufsichtsrats über die Resonanz und die Teilnahme des Sinzheimer Bürgermeisters Erik Ernst.

Anschaulich und auch für Laien gut verständlich erläuterten die Vorstände Peter Günther und Karlheinz Röll das "Zahlenwerk" für die acht Monate des Bilanzjahrs 2009. Rund 125000 Euro Umsatz wurden verbucht. Nahezu 80 Prozent wurden für Waren benötigt. Zu den übrigen Ausgaben für Personal und Raum gesellten sich rund 4400 Euro für Prüfungskosten im Rahmen der Gründung. Deshalb schloss die Gewinn- und Verlustrechnung mit einem Jahresfehlbetrag von 1900 Euro ab.

In der Bilanzsumme von 35232 Euro steckten auf der Passivseite das Geschäftsguthaben der 189 Mitglieder in Höhe von 17225 Euro und Verbindlichkeiten in Höhe von knapp 16900 Euro. Auf der Aktivseite standen Sachanlagen im Wert von rund 8000 Euro, Waren für 4286 Euro und der Kassenbestand (Barkasse und Bankguthaben) in Höhe von 22288 Euro.

Zwischen 2800 und 3000 Kunden besuchen jeden Monat den Dorfladen. 42 Prozent des Umsatzes machen die Backwaren aus, 25 Prozent entfallen auf Fleisch und Wurst, 17 Prozent auf Lebensmittel und fünf Prozent auf Obst und Gemüse. Etwa 10000 Artikel gehen pro Monat über die Theke.

"Wir sind stolz auf das, was wir erreicht haben!" betonte Alexander Naber. Am 5. März 2009 sei die "Unser Dorfladen Leiberstung eG" gegründet und am 2. Mai 2009 der Laden feierlich eröffnet worden. Da die Nachfrage groß war, sei das Angebot entgegen der Planung gleich zügig ausgebaut worden, was die Anschaffung einer Kühlzelle notwendig gemacht habe. Produkte aus der Region von verlässlichen Partnern seien für den Erfolg mitverantwortlich. Aber auch das Personal trage dazu bei. Die sieben Teilzeitkräfte seien motiviert und scheuten keine zusätzliche Arbeit. Unter anderem galt Nabers Dank neben den vielen ehrenamtlichen Helfern auch der Familie Stolz, auf deren Anwesen der Hofladen liegt.

Am Samstag, 24. April, wird von 10 bis 14Uhr das einjährige Bestehen gefeiert. Vielleicht kann dann sogar das 200. Mitglied begrüßt werden.

vom 19.4.2010

Dorfladen feiert ersten Geburtstag

Sinzheim-Leiberstung (red) Der Dorfladen Leiberstung feiert am kommenden Samstag, 24. April, sein einjähriges Bestehen mit einem Fest.

Von 10 bis 14 Uhr wird in und vor dem Ladengeschäft kräftig auf das kleine Jubiläum angestoßen und für die Kunden gibt es jede Menge interessante Warenangebote. Für das leibliche Wohl der Besucher ist gesorgt, heißt es vom Veranstalter.

vom 13.10.2010

 

Antonia (45): "Unser Dorfladen gehört allen"

Heimat - das sind wir
Antonia (45): "Unser Dorfladen gehört allen"

Frühmorgens herrscht im Leiberstunger Dorfladen bereits reges Kommen und Gehen. Vor der Tür halten zwei Senioren ein kleines Schwätzchen und es scheint, als sei in dem 880 Einwohner-Ort in der Gemeinde Sinzheim (Baden-Württemberg) die Zeit stehen geblieben.

Doch der Schein trügt! Hinter dem Tante-Emma-Laden steht eine fortschrittliche Idee. "Unser Laden gehört allen", erklären Verkäuferin Antonia Koch und Alexander Naber, Ortsvorsteher und ehrenamtlicher Aufsichtsratsvorsitzender der Dorfladengenossenschaft. "Zum Preis von je 25 Euro konnten die Leiberstunger Anteile am Laden kaufen und erhielten dafür ein Mitbestimmungsrecht", erklärt Vorstand Peter Günther.

800 Anteile wurden bisher verkauft, somit verfügt der Laden über Eigenkapital in Höhe von 20.000 Euro. Die Geschäfte laufen gut: Sechs Monate nach der Eröffnung im April 2009 zählte man schon 20.000 Kunden und bald soll der Dorfladen schwarze Zahlen schreiben. "Unsere Preise sind fair und die Qualität stimmt.Das meiste stammt von Produzenten aus der Region (siehe auch Bericht rechts), vieles auch in Bio-Qualität", erklärt Geschäftsführerin Sabine Opitz. "Natürlich können wir den großen Supermärkten nicht Konkurrenz machen und wollen es auch gar nicht. Unser Ziel ist, dass jeder hier das Nötigste für den täglichen Bedarf kaufen kann." Möglich wird das alles durch den ehrenamtlichen Einsatz der Dorfbewohner, die sich um Verwaltung, Einkauf und Abrechnung kümmern. Und warum dieser Einsatz?

"Bis in die 90er Jahre besuchte uns wöchentlich ein rollender Bäckerladen, danach mussten wir zum Einkaufen in den nächsten Ort fahren", erinnert sich Naber. "Das war ein Problem für alle Leiberstunger ohne Auto."

Für eine große Laden-Kette war der Standort nicht attraktiv genug.


vom 13.10.2010

 

Antonia (45): "Unser Dorfladen gehört allen"

Heimat - das sind wir
Antonia (45): "Unser Dorfladen gehört allen"

Frühmorgens herrscht im Leiberstunger Dorfladen bereits reges Kommen und Gehen. Vor der Tür halten zwei Senioren ein kleines Schwätzchen und es scheint, als sei in dem 880 Einwohner-Ort in der Gemeinde Sinzheim (Baden-Württemberg) die Zeit stehen geblieben.

Doch der Schein trügt! Hinter dem Tante-Emma-Laden steht eine fortschrittliche Idee. "Unser Laden gehört allen", erklären Verkäuferin Antonia Koch und Alexander Naber, Ortsvorsteher und ehrenamtlicher Aufsichtsratsvorsitzender der Dorfladengenossenschaft. "Zum Preis von je 25 Euro konnten die Leiberstunger Anteile am Laden kaufen und erhielten dafür ein Mitbestimmungsrecht", erklärt Vorstand Peter Günther.

800 Anteile wurden bisher verkauft, somit verfügt der Laden über Eigenkapital in Höhe von 20.000 Euro. Die Geschäfte laufen gut: Sechs Monate nach der Eröffnung im April 2009 zählte man schon 20.000 Kunden und bald soll der Dorfladen schwarze Zahlen schreiben. "Unsere Preise sind fair und die Qualität stimmt.Das meiste stammt von Produzenten aus der Region (siehe auch Bericht rechts), vieles auch in Bio-Qualität", erklärt Geschäftsführerin Sabine Opitz. "Natürlich können wir den großen Supermärkten nicht Konkurrenz machen und wollen es auch gar nicht. Unser Ziel ist, dass jeder hier das Nötigste für den täglichen Bedarf kaufen kann." Möglich wird das alles durch den ehrenamtlichen Einsatz der Dorfbewohner, die sich um Verwaltung, Einkauf und Abrechnung kümmern. Und warum dieser Einsatz?

"Bis in die 90er Jahre besuchte uns wöchentlich ein rollender Bäckerladen, danach mussten wir zum Einkaufen in den nächsten Ort fahren", erinnert sich Naber. "Das war ein Problem für alle Leiberstunger ohne Auto."

Für eine große Laden-Kette war der Standort nicht attraktiv genug.

Für jeden Kunden ein nettes Wort

Es blieb nur eine kreative Lösung. Zwar waren einige Dorfbewohner anfangs skeptisch, doch inzwischen haben sie den Nutzen erkannt: "Besonders die Senioren sind dankbar. Der Laden gibt ihnen ein Stück Selbstständigkeit zurück", so Opitz. Das schätzt auch die weißhaarige Dame in der geblümten Kittelschürze, die schnell noch ein paar Eier braucht und mit einem freundlichen "Guten Morgen" begrüßt wird. "Zwischen Leberwurst und Brot bleibt immer Zeit für ein Gespräch. So ist der Laden - neben dem Friedhof - zu einem beliebten Treffpunkt geworden", sagt Verkäuferin Angelika Audet-Binz. "Der Laden tut der Dorfgemeinschaft gut. Er hat uns wieder näher zusammengebracht."

Auch die sieben Verkäuferinnen, die auf 400-Euro-Basis im Dorfladen arbeiten, sind froh: So können sie die Kindererziehung, Haushalt und ihre Berufstätigkeit gut miteinander vereinbaren.

In der Stadt leben? Das kommt für die Leiberstunger überhaupt nicht in Frage: "Hier ist unsere Heimat!", sagen sie - und das soll auch so bleiben.

vom 26.2.2011

Die neue "Tante Emma" gehört allen Dorfbewohnern
In mehr als der Hälfte der Gemeinden ist die Lebensmittelversorgung gefährdet / Dorfläden als Alternative

Von unserem Redaktionsmitglied
Rainer Haendle

Karlsruhe/Sinzheim. Erst schließt das letzte Lebensmittelgeschäft, dann zieht der Arzt weg, die Grundschule wird dicht gemacht, Post und Bank geben ihre Filialen auf. Die Verödung von Dörfern und kleinen Teilorten nimmt vor allem im Osten Deutschlands rasant zu, doch auch der reiche Südwesten bleibt nicht verschont. Nach Expertenschätzungen ist die Nahversorgung in mehr als der Hälfte der Gemeinden Baden-Württembergs akut gefährdet. "Wir brauchen neue kreative Konzepte im Einzelhandel", sagt Gabriele Ostertag von der Gesellschaft für Markt- und Konsumforschung (GMA).

Einer dieser dahinsiechenden Orte war Leiberstung, ein zu Sinzheim zählendes Straßendorf mit 870 Einwohnern ganz in der Nähe des Baden-Airports. "Als einziger Treffpunkt blieb uns noch der Friedhof", erinnert sich Peter Günther an die trostlose Zeit zurück. Als alle Bemühungen, in dem kleinen Ort wieder einen Laden zu etablieren, an wirtschaftlichen Überlegungen gescheitert waren, nahmen die Leiberstunger das Thema Nahversorgung selbst in die Hand (siehe 4 Fragen an...). Aus dem Ortschaftsrat heraus gründete sich eine Genossenschaft mit Peter Günther an der Spitze, die seit fast zwei Jahren mit wachsendem Erfolg auf 49 Quadratmetern einen eigenen Dorfladen betreibt. Nicht nur die älteren Menschen decken sich dort mit dem Tagesbedarf ein, Jung und Alt treffen sich im neuen Mittelpunkt von Leiberstung beim Einkauf. "Wir haben die neue Dimension von Tante Emma entdeckt", jubelt Ortsvorsteher Alexander Naber. Auf die Frage nach dem Erfolgsrezept muss Vorstand Peter Günther nicht lange überlegen: "Es ist nicht irgendein fremder Laden - nein, es ist unser Laden".

Ein ganzes Dorf besitzt und betreibt ein Lebensmittelgeschäft - "so etwas ist ein absoluter Glücksfall", weiß Gabriele Ostertag. Denn das Thema Lebensmittelversorgung auf dem Land ist äußerst komplex, wie sich gestern bei einer Tagung des Regionalverbandes Mittlerer Oberrhein und der Industrie- und Handelskammer Karlsruhe zeigte. Dies beginnt bei den Kunden. Die Deutschen sind auch im Alter immer mobiler und sie wollen beim Essen sparen. Nirgendwo in Westeuropa sind die Lebensmittelpreise so niedrig wie hierzulande. Weil damit auch die Gewinnspannen immer mickriger werden, ziehen sich die großen Handelsketten aus der Fläche zurück. Spezialisten wie Wolfgang Seiler, der Expansionsleiter von Edeka Südwest, reden dann ganz gerne von "Grenzertragsstandorten". Das sind jene Teilorte oder Dörfer, wo sich ein Lebensmittelgeschäft gerade noch so lohnt. Bei einem Vollsortimenter mit 1 400 Quadratmeter Fläche, eigenen Bedientheken und einer "normalen Konkurrenzsituation" - sprich: einem Discounter - benötige man inzwischen ein direktes Einzugsgebiet von 7 000 Einwohnern.

Doch wie können Bürgermeister und Gemeinderäte den Abwärtstrend stoppen? Soll der Steuerzahler für den Erhalt der Wohlfühlgemeinde vielleicht sogar Subventionen an die verbliebenen kleinen Einzelhändler zahlen? So abwegig ist der Gedanke gar nicht, wie GMA-Geschäftsführer Stefan Holl berichtet. In Tirol bekommt der Tante-Emma-Betreiber immerhin 2 500 Euro pro Jahr aus der Staatskasse, wenn er sich verpflichtet, sein Geschäft mindestens fünf Jahre lang weiterzubetreiben.

Direkte Zuschüsse stoßen jenseits der Alpen auf keine Gegenliebe. Viel wichtiger sei es, dass die Kommunen bei Neuansiedlungen viel Hilfestellung leisten, heißt es. Und die Bürgermeister sollten sich nicht immer nur an die "üblichen Verdächtigen" wenden, sagt Gabriele Ostertag und meint damit die Branchengrößen wie Rewe, Edeka samt der Discounter Lidl und Aldi. Zu den neuen kreativen Konzepten zählen die Hofläden, deren Zahl immer weiter zunimmt und die sich vor allem der ökologischen Erzeugung verschrieben haben. Auf Expansion setzen auch die CAP-Märkte, die viele Behinderte beschäftigen und seit der Gründung im Jahr 1999 in Herrenberg bundesweit 90 neue Standorte eröffnet haben. Apropos Kreativität: Könnte die Lebensmittelversorgung auf dem Land nicht mittelfristig über Internet-Portale abgewickelt werden? Die Experten schütteln zumindest bislang den Kopf. "Frische Lebensmittel werden auch in Zukunft nicht online eingekauft", sagt IHK-Vizepräsident Roland Fitterer, der in Mittelbaden und der Südpfalz insgesamt sieben Geschäfte betreibt. Lieferung von Lebensmitteln ja. Bestellung im Internet nein - so lautet auch die Meinung von Edeka-Expansionsleiter Seiler. Thomas Heckmann von den CAP-Märkten antwortet auf die Frage folgendermaßen: "Meinen Wurstsalat und die Tomaten will ich mit eigenen Augen sehen. außerdem kann ich im Internet nicht mal eben mit anderen Kunden ein Schwätzchen halten."

EIGENINITIATIVE: Im Schwäbisch Haller Teilort Gottwollshausen wurde einer der ersten Dorfläden als Genossenschaft gegründet. An diesem Vorbild orientierten sich die Einwohner des Sinzheimer Ortsteils Leiberstung. Auch andere Orte zeigen Interesse an dem Konzept.
EIGENINITIATIVE: Im Schwäbisch Haller Teilort Gottwollshausen wurde einer der ersten Dorfläden als Genossenschaft gegründet. An diesem Vorbild orientierten sich die Einwohner des Sinzheimer Ortsteils Leiberstung. Auch andere Orte zeigen Interesse an dem Konzept. Fotos: Melchert/GMA

Zitate

"Moralische Appelle an den Bürger sind immer dann schwierig, wenn die Diskussionen über die Schließung des letzten Tante-Emma-Ladens auf dem Aldi- oder Lidl-Parkplatz geführt werden."
Stefan Holl, Geschäftsführer der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung.

"Brötchen, Fleisch und andere Frischeprodukte werden auch in Zukunft nicht über das Internet gekauft werden."
Wolfgang Seiler, Expansionsleiter bei Edeka Südwest.

"Ohne Subventionen wird es bei der Nahversorgung auf Dauer nicht gehen."
Josef Offele, Vorsitzender des Regionalverbands.

"Kleine Anbieter haben es schwer, obwohl sie das besondere Flair ausmachen."
Gerd Hager, Direktor des Regionalverbands.

Infos im Internet
www.leiberstung.de, www.bioland.de, www.unsere-dorflaeden.de

 

4 Fragen an...

... Alexander Naber, der als Ortsvorsteher Von Sinzheim-Leiberstung auch ehrenamtlich als Aufsichtsratsvorsitzender des genossenschaftlichen Dorfladens tätig ist.

1. Wie kam es zu der Idee, einen Dorfladen als Genossenschaft zu betreiben?

Naber: Wir hatten in unserem 870-Einwohner-Dorf Leiberstung seit den 80er-Jahren kein eigenes Lebensmittelgeschäft mehr. Nachdem ein Dorfladen auf Investorenbasis nach fünf Jahren wieder dichtmachen musste, hat die Idee eines gemeinschaftlichen Geschäfts eigentlich alle überzeugt. Eine weitere Chance hätten wir auch nicht gehabt.

2. Wie rechnet sich ihr Geschäftsmodell?

Naber: Wir werden das zweite Geschäftsjahr mit einem Gewinn abschließen. Normalerweise benötigt man für ein derartiges Lebensmittelgeschäft mindestens 1 000 Einwohner, um rentabel wirtschaften zu können. Bei uns funktioniert das nur durch das hohe ehrenamtliche Engagement.


3. Was bringt der Genossenschaftsgedanke?

Naber: Wir haben 203 Anteilseigner, es ist also praktisch jede Familie an unserem Dorfladen beteiligt. Dadurch fühlt sich jeder verantwortlich. Der Großeinkauf auf der grünen Wiese findet zwar nach wie vor statt, aber der tägliche Bedarf wird vor Ort gekauft. Davon profitieren alle. Unser Dorf bleibt dadurch ein lebenswerter Wohnort - gerade für die Senioren. Und unsere Preise unterscheiden sich kaum von denen der Discounter.

4. Was verkaufen Sie vor allem im Dorfladen?

Naber: Backwaren, Fleisch und Wurst machen 70 Prozent des Umsatzes aus. Wir setzen dabei auf regionale Qualitätsprodukte. Und unser Dorfladen hat sich zu einem beliebten Treffpunkt entwickelt, wo man auch gerne mal ein
Pläuschchen hält. raha/Foto:pr